Monatsandacht für August 2025

Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Geschwister!

Wie kannst du zu deinem Bruder oder deiner Schwester sagen: ›Komm her, ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen‹, und merkst gar nicht, dass du selbst einen ganzen Balken im Auge hast? Lukas 6, 42
Eines der beliebtesten Gesprächsthemen sind „die anderen“, am besten die, die gerade nicht da sind. Sie bieten immer interessanten Gesprächsstoff, besonders dann, wenn man Negatives über sie zu erzählen weiß. Und das führt unversehens dazu, dass man über sie urteilt und richtet.
Warum machen wir das? Oft geschieht es aus dem einfachen Grund heraus, dass man sich mit dem, was man über andere weiß, interessant machen möchte. Davon lebt eine ganze Unterhaltungsindustrie. Mit nicht immer wahren Geschichten über andere kann man auch von sich ablenken. Was einen selbst betrifft, so ist man unheimlich großzügig und nachsichtig. Man kann alles erklären, entschuldigen und verharmlosen. Mit den Worten Jesu gesprochen: Den kleinen Splitter im Auge des anderen sieht man sofort, den Balken im eigenen Auge nimmt man nicht wahr.

Wie Menschen urteilen und verurteilen können, zeigt auch die eindrückliche Geschichte von Jesus und der Ehebrecherin (Johannes 8,1–11). Die Frau wurde in flagranti ertappt, ihr drohte die Todesstrafe durch Steinigung. Jesu berühmte Worte machen die ganze Tragweite der Angelegenheit deutlich: „Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ Natürlich ließen alle ihre Steine sinken und gingen beschämt weg.
Jesus öffnet den Blick für Gott. Andere zu richten steht nämlich ihm allein zu. Nur Gott kennt die Menschen, wie sie wirklich sind, und er kennt sie bis auf den Grund ihres Wesens. Ihm kann niemand etwas vormachen oder vorschreiben. Er allein ist gut und darum kann nur er wissen und befinden, was gut und böse ist. Nur Gott allein steht das Richten zu.
Durch ihn kommt auch unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen wieder in Ordnung. Seine Barmherzigkeit öffnet uns den Blick für den anderen. Und wir erkennen in ihm nicht mehr unseren Konkurrenten, Gegner und Feind, sondern unseren Nächsten, unsere Schwester, unseren Bruder, die er auch in seiner Liebe trägt.
Ach, ich muss mit dem Schreiben aufhören, ich hab‘ was im Auge!

Ihre Pfarrerin Swantje Adam

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